ÖMT-Herbsttagung 2014

Der ÖMT - Verband Österreichischer Museums- und Touristikbahnen lud von 7. bis 9. November 2014 zu seiner diesjährigen Herbsttagung ein. Als Gastgeber firmierte die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte GmbH die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestandsjubiläum beging. Als Tagungslokal stand der Landgasthof „Wirt im Feld" in Steyr-Dietachdorf mit dem angeschlossenen Hotel zur Verfügung. An die 53 Repräsentanten von 16 ÖMT-Mitgliedsorganisationen und Kooperationspartnern, sowie einige Mitreisende folgten der Einladung.

Die Region Steyr ist in industriegeschichtlicher Weise von großer Bedeutung und nach wie vor Standort renommierter Industriebetriebe. Diesem Umstand wurde durch die Erhaltung des Wehrgrabens Rechnung getragen, der für die frühe Industrialisierung als Betriebswasserkanal zur Gewinnung mechanischer und elektrischer Energie diente und somit die Grundlage für die Ansiedlung zahlreicher Werke im früheren Stadtteil Steyrdorf darstellte. Das Land Oberösterreich richtete im Jahre 1987 seine Landesausstellung „Arbeit/Mensch/Maschine" in diesem historischen Stadtviertel ein, aus der das Museum Industrielle Arbeitswelt hervorging.

Auch auf dem Schienenverkehrssektor kann auf eine bewegte Geschichte geblickt werden, denn im Jahre 1889 nahm die Steyrtalbahn, als erste in bosnischer Spur von 760 mm errichtete öffentliche Schmalspurbahn Österreichs den Betrieb auf. Sie hatte in Garsten an der Normalspurstrecke St. Valentin - Kleinreifling ihren Ausgangspunkt, führte in das Steyrtal nach Grünburg und ermöglichte der Forstwirtschaft, sowie zahlreichen Industrie- und Gewerbebetrieben den Abtransport ihrer Produkte. Eine Zweigstrecke von Pergern über Sierning nach Bad Hall war eher für den Lokalverkehr von Bedeutung. Bis zum Jahre 1909 konnte der Anschluss der Hauptstrecke über Molln an die Phyrnbahn in Klaus fertiggestellt werden. Mit zunehmender Motorisierung des Straßenverkehrs sank der Stern der Bahn und so erfolgte bereits 1933 die Stilllegung des Abschnittes Bad Hall – Sierning der Zweigstrecke. Das Ende vollzog sich ab dem Jahre 1967 in mehreren Etappen bis 1982 von den Österreichischen Bundesbahnen die bis zuletzt ausschließlich mit Dampflokomotiven betriebene Strecke gänzlich eingestellt wurde. Seit 1985 erfolgt auf dem etwa 17 Kilometer langen Teilstück zwischen Steyr-Lokalbahnhof und Grünburg die Nutzung als Museumsbahn durch die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte.

Die Eröffnung der Tagung am 7. November 2014 nahm Dr. Werner Schiendl als Verbandsvorsitzender des ÖMT vor, der die zahlreich erschienenen Teilnehmer begrüßte und dem Veranstalter für die Einladung dankte. Seitens des Gastgebers nahm Herr Mag. Helmut Nekolny, Geschäftsführer der ÖGEGmbH, die Begrüßung vor und gab einen Überblick auf Geschichte und Aktivitäten der Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, die sich seit dem Jahr 1974 damit befasst, historisch wertvolle Schienenfahrzeuge und weiteres technische Kulturgut vergangener Zeiten für die Nachwelt zu bewahren. Was mit der Betreuung von noch im Planverkehr stehenden Triebfahrzeugen, gelegentlichen Sonderfahrten und dem Ankauf einer Dampflok begonnen hatte, entwickelte sich im Lauf der Jahrzehnte zu einem der größten Eisenbahn-Nostalgievereine Österreichs und einer der beachtlichsten musealen Fahrzeugsammlungen Europas. Für die Sonderfahrten stehen mehrere betriebsfähige Dampflokomotiven, aber auch historische Diesel- und Elektrolokomotiven zur Verfügung. Seit 1985 wird die älteste 760-mm-Schmalspurbahn Österreichs, die Steyrtal-Museumsbahn, ausschließlich mit Dampflokomotiven betrieben. In Ampflwang im Hausruckwald befindet sich mit dem Lokpark Ampflwang das größte Eisenbahn- und Bergbaumuseum Österreichs, das über die Museumsbahn Timelkam – Ampflwang auch Anschluss an das staatlich Schienennetz besitzt. Darüber hinaus wird das letzte Schaufelrad-Dampfschiff aus der ehemaligen Flotte der DDSG, die „Schönbrunn" betriebsfähig erhalten und steht für Ausflugsfahrten auf der Donau im Einsatz. Die ÖGEG arbeitet aber auch eng mit anderen Organisationen zusammen, die in Österreich und im benachbarten Ausland ähnliche Ziele verfolgen.

Der Freitagnachmittag und Samstagvormittag stand im Zeichen des Vortragsprogramms wobei auch eine Reihe verbandsinterner Themen behandelt wurde. Am Nachmittag des 8. November 2014 erfolgte die Fahrt im Bus nach Steyr-Lokalbahnhof, dem Ausgangspunkt der Steyrtal-Museumsbahn. Dort wartete bereits die Original Steyrtalbahn Lok Nr. 6, die in diesem Jahr das 100-jährige Jubiläum der Indienststellung beging. Nach der Besichtigung der Betriebsanlagen erfolgte die Fahrt bis nach Aschach an der Steyr, wo sich eine Führung durch das historische Bahnhofsgebäude und die Wagen- und Werkstättenhalle anschloss. Dort boten sich Einblicke in die Fahrzeugaufarbeitung, wie etwa die Kastenreparatur des Haubendachwagens 3604. Auf der Weiterfahrt nach Grünburg ergab sich im Bahnhof Sommerhubermühle noch die Gelegenheit zu einem stilvollen Fotohalt. In Grünburg nutzte man die Wendezeit zu einem Besuch des Heizhauses und Besichtigung der historischen Dampflokomotiven. Die Rückfahrt nach Steyr erfolgte nach Einbruch der Dunkelheit, was der Reise im dampfbeheizten und von einer Dampflok geführten Zug sein eigenes Flair verlieh. Nach der Ankunft begaben sich die Fahrtteilnehmer in die historische Bahnhofsgaststätte zum Abendessen, wo der Tag beim gemütlichen Beisammensein ausklang.

Am Morgen des 9. November 2014 fanden sich die Delegierten nach dem Frühstück zur Fahrt nach Timelkam ein, um sich dem letzten Programmpunkt der Tagung zu widmen. In der Haltestelle Timelkam-Energie AG wartete bereits der Schienenbus ex ÖBB 5081.001. Auf der 10 Kilometer langen normalspurigen Museumsbahn Timelkam – Ampflwang erfolgte die Fahrt zu deren Endpunkt, dem Lokpark Ampflwang, dem Oberösterreichischen Eisenbahn- und Bergbaumuseum. Als im Jahre 1995 der untertägige Abbau von Braunkohle im Hausruck endete, ergab sich für die ÖGEG, die auf der Suche nach einer dauerhaften Bleibe für die Fahrzeuge des Normalspurbereichs war, die Gelegenheit, einen großen Teil der Obertag gelegenen Anlagen der Wolfsegg-Traunthaler Kohlewerks AG einschließlich der Anschlussbahn zum Bahnhof Timelkam zu erwerben.

Im Jahr 1996 begann die ÖGEG mit dem Aufbau eines Eisenbahnmuseums, wofür auch eine Betriebs-GmbH gegründet wurde. Im Jahr 2000 begann der Bau einer 260 m langen, viergleisigen Abstellhalle, die 2005 fertiggestellt werden konnte. Zu dieser Zeit waren die Vorbereitungen für die im Jahr 2006 am ÖGEG-Gelände in Ampflwang stattfindende Oberösterreichische Landesausstellung „Kohle und Dampf" bereits voll im Gange. Dafür wurde nicht nur das Gebäude der ehemaligen Kohlesortierung - der erste Stahlbetonbau seiner Art auf dem Gebiet der ersten Republik - saniert und für den Museumsbetrieb adaptiert, sondern auch ein neuer, 21-ständiger Ringlokschuppen erbaut. Die Drehscheibe des früheren DB-Betriebswerks in Rosenheim und eine Schiebebühne aus dem SGP-Werk in Wien wurden am Gelände neu errichtet. Seit 1. April 2007 betreibt die ÖGEG den Lokpark Ampflwang als Oberösterreichisches Eisenbahn- und Bergbaumuseum. In diesem befinden sich auf 25.000 m² Ausstellungsfläche mehr als hundert Schienenfahrzeuge, wie Dampf-, Diesel- und Elektroloks, aber auch Personen- und Güterwagen, Kräne, Gleisbaumaschinen, Draisinen und vieles mehr. Das Museum vermittelt auch einen Überblick über die eng miteinander verbundene Entwicklung von Eisenbahn und Bergbau.

Nach den Rundgängen erfolgte im Museumsbuffet das Mittagessen. Zum Abschluss bedankte sich ÖMT-Verbandsvorsitzender Dr. Werner Schiendl nochmals bei den Organisatoren und Gastgebern für das reichhaltige Rahmenprogramm, sowie bei den Referenten der Fachvorträge für ihre Bemühungen, womit die ÖMT-Herbsttagung 2014 offiziell zu Ende ging. Danach vollzog sich der Transfer der Tagungsteilnehmer im 5081.001 nach Timelkam, von wo die Abreise erfolgte.

Fotos: Ing. Harald Baminger, KommRat Gunter Mackinger


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