ÖMT-Herbsttagung 2009

Der ÖMT-Verband Österreichischer Museums- und Touristikbahnen lud von 16. bis 18. Oktober 2009 zu seiner diesjährigen Herbsttagung nach Ferlach im Rosental ein, als deren Gastgeber die NBiK-Nostalgiebahnen in Kärnten firmierten. Insgesamt 36 Repräsentanten aus 16 ÖMT-Mitgliedsorganisationen und einige Gäste folgten der Einladung.

Ferlach liegt im Zentrum des Rosentals, an den Ufern der Drau und zu Füßen der mächtigen Karawanken, im Bezirk Klagenfurt Land und ist zugleich die südlichste Stadtgemeinde Österreichs. Bereits im 15. Jahrhundert etablierte sich hier das eisenverarbeitende Gewerbe und gut 100 Jahre später das Büchsenmacherhandwerk, das bald zu Weltruhm aufstieg und dessen Blütezeit unter der Regierung Maria Theresias lag. Doch nicht nur die Österreichische Armee nutzte damals die Fähigkeiten der Ferlacher Büchsenmacher und so zählten auch Frankreich, Spanien und die Türkei zu den Kunden. In den folgenden Jahrzehnten reduzierte sich die Nachfrage nach militärischen Waffen zunehmend und so spezialisierte man sich auf die Produktion von Jagdwaffen. Die durchwegs handgefertigten Ferlacher Jagdgewehre genießen noch heute einen hervorragenden Ruf. Die verkehrsgeographische Bedeutung Ferlachs liegt weniger im Schienen- als im Straßenverkehr, begünstigt durch die Lage an der Loiblpass-Straße, einem wichtigen Transitweg Richtung Slowenien. Lediglich eine kurze Lokalbahn, die primär der Versorgung der einst in Ferlach ansässigen Stahlindustrie diente, stellte den Anschluss zur Karawankenbahn in Weizelsdorf her. Sie befindet sich heute im Eigentum der NBiK und zusammen mit dem Historama - Museum für Technik und Verkehr, auf dem ehemaligen Gelände der KESTAG - Kärntnerische Eisen- und Stahlwerks - Aktiengesellschaft, bildet sie einen wichtigen Bestandteil des touristischen Angebots dieser Region Unterkärntens.

Für das Vortragsprogramm der ÖMT-Herbsttagung 2009 stand der Gasthof Plasch unweit den Ufern der Drau gelegen, zur Verfügung. Im Anschluss an das Arbeitsprogramm bot dieser auch die Gelegenheit zu Fachgesprächen in gemütlicher Atmosphäre bis zum Ausklang des Tages. Bereits in den späten Vormittagsstunden trafen die ersten Teilnehmer ein, um nach dem Bezug der Zimmer beim Mittagessen die ersten Kontakte zu knüpfen und sich anschließend mit zwei Oldtimerbussen aus der Produktion einstmals namhafter österreichischer Hersteller wie Sauer und ÖAF auf die Fahrt nach St.Veit an der Glan zur Besichtigung des Standortes der NBiK in der ehemaligen Zugförderungsstelle in St.Veit / Westbahnhof zu begeben. Das historische Heizhaus samt Verwaltungsgebäude und ca. 16.000 m² Grund mit Gleisanlagen konnten nach jahrelanger Pacht von den ÖBB erworben werden. Damit ist der Bestand der Werkstätte zur laufenden Erhaltung der vereinseigenen Normalspurfahrzeuge langfristig gesichert. Ing. Hansgeorg Prix führte durch das weitläufige Gelände und die umfangreiche Fahrzeugsammlung. Neben einigen der legendären Roten Blitze der GKB und der Dampflok 93.1332 konnten unter anderem die beiden in Aufarbeitung befindlichen Elektroschnelltriebwagen der Reihe 4042 besichtigt werden.

Die Anlagen in St. Veit dienen jedoch nicht nur der Hinterstellung eigener Fahrzeuge, sondern werden bei Bedarf gegen Entgelt auch privaten EVUs zur Verfügung gestellt. Anschließend begaben sich die beiden Busse über Klagenfurt Hbf. wieder zurück nach Ferlach, wo sich die Tagungsteilnehmer im Gasthof Plasch dem ersten Teil des Vortragsprogramms widmeten.

Unter der Moderation des ÖMT-Verbandssekretärs Ing. Harald Baminger wurde zuerst eine Reihe verbandsinterner Themen behandelt, ehe der Einsatz von AMS-Kräften und deren arbeitsrechtliche Betreuung näher beleuchtet wurden. Die beiden Referenten Mag. Wolfgang Haberl, Stv. Abteilungsleiter Förderungen des AMS-Kärnten, und Ing. Burkhard Hager, von den NBiK, berichteten über gemeinnützige Beschäftigungsprojekte des AMS und über 10 Jahre Erfahrungen bei den NBiK. Den Abschluss des Tages bildete ein Kurzbericht von Ing. Walter Pramstaller von den Tiroler Museumsbahnen über die Instandsetzung des Triebwagens 28 der IVB-Innsbrucker Verkehrsbetriebe, der im vergangenen Jahr als Dauerleihgabe von den NBiK übernommen werden konnte. Danach klang der Abend beim gemütlichen Beisammensein mit angeregten Diskussionen und regem Erfahrungsaustausch unter den Repräsentanten der teilnehmenden Mitgliedsorganisationen aus.

Am Samstag begannen nach dem Frühstück die Fachvorträge mit jeweils anschließender Diskussion. Zu Beginn referierte der Vorsitzende der NBiK, Ing. Hansgeorg Prix, über die Geschichte der Nostalgiebahnen in Kärnten von den Anfängen in den frühen 1970er-Jahren an der Gurktalbahn, unter den Fahnen des VKEF - Verein der Kärntner Eisenbahnfreunde. Die Rettung zahlreicher Schienenfahrzeuge, den Aufbau der Straßenbahnsammlung als „Eurotram" in Klagenfurt, den Bau der Lendcanaltramway und die Rosentaler Dampfbummelzüge. Die Spaltung der Kärntner Museumsbahnen führte im Jahre 1990 zur Gründung der NBiK und in weiterer Folge nicht nur zum Bezug des Geländes der KESTAG in Ferlach und zur Errichtung des Historamas, sondern auch zu einer Ausdehnung des Angebotes auf eine ansehnliche historische Busflotte und die Nostalgieschifffahrt am Wörthersee. Von den ÖBB konnten die Strecke Weizelsdorf – Ferlach, das Heizhausgelände in St. Veit an der Glan übernommen und gemeinsam mit der GKB (www.gke.at) auf der Strecke St. Paul – Lavamünd der Güterverkehr und ein Nostalgiezugbetrieb aufgenommen werden. An künftigen Projekten sind die Fertigstellung der Elektrifizierung der Anschlussbahn ins Historama und die Errichtung der Seetramway in Klagenfurt zu nennen.

An weiteren Vorträgen standen auf dem Programm:

Im Anschluss an das Vortragsprogramm begaben sich die Teilnehmer mit Nostalgiebussen zum Mittagessen in den Gasthof zur Post in Unterbergen, direkt an der Loiblpass-Bundesstraße gelegen, der auch einen guten Ausblick auf das herbstliche Rosental bot.

Danach folgte die Fahrt zum Bahnhof Weizelsdorf, wo bereits der Dampfzug mit der 88.103, einer ehemaligen Werklok der Schöller Bleckmann Werke in Ternitz, wartete. Nach Besichtigung des Heizhauses ging die Fahrt auf der Lokalbahn nach Ferlach, wo bereits zahlreiche historische Busse und Mannschaftsfahrzeuge, sowie die Budapester Dampfstraßenbahnlok „Adele" zum Transfer ins Historama bereit standen.

Von bescheidenen Anfängen mit 300 m² im Jahr 1993 wuchs das Gelände seither kontinuierlich zum zweitgrößten Verkehrsmuseum Österreichs mit über 2.200 m² Ausstellungsfläche. Die Restaurierung und Aufarbeitung der Fahrzeuge erfolgt mittler Weile fachgerecht in der neu gegründeten Kärntner Museumswerkstätte. Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die umfangreiche Fahrzeugsammlung und einer Besichtigung der Museumswerkstätte folgte eine Demonstrationsfahrt mit dem von Stern & Hafferl erworbenen Triebwagen ET 20.119 auf dem bereits elektrifizierten Teilstück der Anschlussbahn, der künftigen „Histotram", bis knapp an die Einfahrt in den Bahnhof Ferlach.

Der Rückfahrt zum Gasthof Plasch dienten wieder zwei historische Busse aus der repräsentativen Oldtimerflotte der NBiK, die in Ferlach an der Pizzeria Topolino einen kurzen Halt zur Einnahme des Abendessens einlegten. Den Abschluss des Abends bildete ein von Ing. Hansgeorg Prix gestalteter Diavortrag über Blütezeit und Niedergang der Klagenfurter Straßenbahn. Die Dokumentation zeigte auch die Rettung und Aufarbeitung einzelner Fahrbetriebsmittel, die für die geplante Seetramway von großem Nutzen sein werden.

Am Morgen des letzten Tages begaben sich die Teilnehmer mit zwei Nostalgiebussen nach Klagenfurt zum Besuch der Lendcanaltramway. Dort ist am Lendkanal in Seenähe ein kleines Stück Klagenfurter Straßenbahngeschichte erhalten geblieben. Der Ausgangspunkt der ca. 0,7 km langen Strecke ins Landschaftsschutzgebiet Lendspitz liegt beim ehemaligen ORF-Mittelwellensender. In dessen Betriebsgebäude befindet sich eine interessante Ausstellung, die mit hunderten Bildern und einigen Modellen mehr als 100 Jahre Verkehrsgeschichte von Klagenfurt dokumentiert. Auch wird hier befreundeten Organisationen die Möglichkeit geboten sich in Kurzportraits zu präsentieren. Anschließend folgte mit dem Akkutriebwagen Nr. 25 und dem Klagenfurter Sommerbeiwagen 109 die Fahrt auf die Strecke und die Besichtigung der historischen Fahrzeugsammlung am Gelände des Betriebshofes.

Nach der Rückkehr stand ein kurzer Fußmarsch entlang des Lendkanals nach Maria Loretto auf dem Programm, wo am Landungssteg bereits die beiden Schiffe Loretto und Lorelei der Nostalgieschifffahrt Wörthersee warteten. Im Jahre 1995 schien das Schicksal der beiden 1924 in Dienst gestellten Schiffe besiegelt. Sie wurden an einen Privatmann nach Wien verkauft, wo sie bald als Havarien am Donauufer strandeten. In den Jahren 1999 und 2001 gelang die Rückholung an den Wörthersee, wo „Loretto" und „Lorelei" vollständig aufgearbeitet und in den Zustand von 1924 zurückversetzt wurden. Seit 2000 bzw. 2004 stehen sie wieder für Sonderfahrten zur Verfügung. Auf der Fahrt nach Maria Wörth (www.maria-woerth.info) genossen die Teilnehmer die Ruhe des herbstlichen Sees um anschließend das Mittagessen einzunehmen.

 

Am frühen Nachmittag erfolgte die Rückfahrt nach Klagenfurt, wobei die Loretto mit den früher heimkehrenden Teilnehmern den Anfang machte, um den Anschluss an die Züge in Klagenfurt Hbf. zu gewährleisten. Die Lorelei verließ etwas später den Wallfahrtsort Richtung Klagenfurt, wo nach einem kurzen Spaziergang, der bei der Lendcanaltramway bereitstehende Bus erreicht wurde. Hier bedankte sich ÖMT-Verbandsvorsitzender Alfred Fleissner nochmals bei den NBiK für die erwiesene Gastfreundschaft und das reichhaltige Rahmenprogramm. Mit der Besichtigung der Betriebsstätten in St.Veit an der Glan, Ferlach und Klagenfurt konnte den Teilnehmern ein umfassender Einblick in die historische Entwicklung der Öffentlichen Verkehrsmittel auf Schiene, Straße und zu Wasser, sowie eine eindrucksvolle Leistungsschau der Aktivitäten der Nostalgiebahnen in Kärnten, geboten werden.

Alle Fotos: Ing. Harald Baminger und Dipl.-Ing. Gerhard Schumann


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